Orci

Orci sind jene formschönen großen Terrakotta-Gefäße, die früher zur Aufbewahrung von Olivenöl dienten. Da sie innen mit einer bleihaltigen Glasur ausgekleidet wurden, hat man sie mittlerweile für diesen Zweck verboten. Ich erinnere mich noch an die 1980er-Jahre, als die Bauern das Olivenöl mit einer Schöpfkelle in das mitgebrachte Behältnis füllten. Die Keller, in denen sie standen, hießen Orciai und hatten einen ganz eigenartigen Geruch, der vage an das von meiner Mutter einst verwendete Bohnenwachs erinnerte. Heutzutage wird das Olivenöl direkt in der Ölmühle in große INOX-Stahlbehälter abgefüllt und anschließend in Flaschen oder Kanister. Seither ist sehr viel Tradition verlorengegangen. Ab und zu findet man noch einen kleinen Hersteller, aber es wird immer schwieriger. Und nicht immer ist die Qualität garantiert, da viel von der Zeit abhängt, in der die Oliven nach der Ernte gepresst werden. Je weniger Zeit vergeht, desto besser ist das Öl, denn die Früchte können nicht fermentieren und der Säuregehalt ist entsprechend niedrig. Kleine Hersteller werden in den großen Ölmühlen meist später bedient als die großen Produzenten. Ich persönlich liebe das toskanische Öl, weil hier Qualität vor Quantität geht. Die Bäume werden im Winter nach der Ernte im November stark zurückgeschnitten, damit viel Kraft in die wenigen Früchte geht. In Apulien, z.B. hat man einen anderen Ansatz: Dort wachsen riesige Olivenbäume, die 20-mal mehr Ernte einbringen als in der Toskana. Allerdings hat Apulien in den letzten Jahrzehnten durch das Xylella-Bakterium enorme Einbußen erlebt. Mehr als 21 Millionen Olivenbäume gingen durch dessen Befall verloren.


Nun aber zurück zu den Orci, die in Handarbeit gefertigt werden. Jede Manufaktur hat ihre eigenen Formen, in die der graue Ton hineingedrückt werden muss. Das ist eine ausgesprochen harte Arbeit! Danach kommt der Orcio in den Brennofen, der innerhalb von einigen Tagen auf über 1000 Grad gebracht wird, um dann langsam wieder abzukühlen. Dieser Vorgang dauert 7-10 Tage. Danach werden die mittlerweile roten Orci von der Form befreit und bekommen den letzten Schliff. Durch die Art der Herstellung sind authentische Orci sehr hitze- und kältebeständig. Hauptstadt der Terrakotta-Herstellung ist Impruneta (bei Florenz).

Die bereits in Mesopotamien bekannte Herstellung von Terrakotta war in Italien auch bei den Etruskern sehr beliebt. Sie fertigten daraus Haushaltsgegenstände, aber auch Beigaben für die Verstorbenen in den unterirdischen Gräbern, weswegen Sie sich bis heute erhalten haben und in Museen bewundert werden können. Im Museo Archeologico Nazionale di Firenze ist eine besonders schöne Sammlung zu bewundern. Dort befindet sich auch die berühmte, von Judy in „Mord und Hochzeitsspitzen“ erwähnte Chimäre. Sie wurde um das 5. Jh. v.Chr. geschaffen, befand sich einst in Arezzo und kam im 16.Jh. durch Cosimo I. de‘ Medici nach Florenz.

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